DER FERRARI-CHEF UND SEIN FAIBLE FÜR MINI.

Warum sollte ein Mann wie Enzo Ferrari, der einige der schnellsten und begehrtesten Autos aller Zeiten baute, für sich einen kleinen britischen Wagen als Fortbewegungsmittel wählen? Lassen Sie uns doch zusammen nach Italien reisen, um herauszufinden, was es damit genau auf sich hat.

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Es sind die 1960er Jahre und Sie sitzen auf einer Terrasse in den Bergen bei Maranello, Italien. Sie denken darüber nach, wie alt wohl das Haus ist, in dem Sie gerade Gast sind. Es ist sicher einige hundert Jahre alt. Hier in der Provinz Modena ist das keine Seltenheit. Die Abendsonne taucht den Himmel in Orange, Gelb und Rot und kitzelt Ihr Gesicht mit ihren Strahlen. Sie müssen die Augen etwas zukneifen, während Sie nach Ihrem Prosecco greifen. Aber das stört Sie recht wenig, denn das Leben könnte gerade kaum besser sein. Als Sie gerade das Glas erheben, um mit Ihren Freunden anzustoßen, hören Sie plötzlich das Rumoren eines Motors und ein Auto prescht an der Terrasse vorbei und zieht dabei eine Schmutzwolke nach sich, die alle einhüllt. Nachdem sich der Staub wieder gelegt hat und Sie die Hand von Ihrem Glas nehmen, erkundigen Sie sich umgehend bei Ihrem Gastgeber, wer oder was das genau war.

 

Und als der MINI erstmals in einer sportlicheren Variante auf den Markt kam, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich Enzo Ferrari auch den Cooper holte. Wie viele Minis Enzo Ferrari tatsächlich besaß, ist nicht genau bekannt. In einem Interview sprach John Cooper einmal davon, dass „Enzo Ferrari insgesamt drei verschiedene Cooper S besaß, mit denen er, wenn ihm langweilig war, in die Berge fahren und die Straßen unsicher machen würde.“ Die Worte einer Legende möchten wir in keiner Weise anzweifeln. Fest steht bislang aber nur, dass Enzo Ferrari mindestens zwei Minis besaß. Eines der Modelle war ein Cooper 1100 S, den er später an seinen Sohn Piero weitergab, als er selbst auf den MINI Cooper 1300 S umstieg. Mit diesem Typ sollten später Siege bei der Rallye Monte Carlo eingefahren werden. Das Sondermodell wurde ihm persönlich von Sir Alec Issigonis ausgehändigt. Beide Männer einte die Leidenschaft für technische Innovationen. Der Cooper wurde mehrfach modifiziert. Besonders auffällig ist die Position der Nebelleuchten unter den Scheinwerfern des Fahrzeugs. Zudem besaß er ein Armaturenbrett aus Walnussholz und verbesserte Sitze. So wollte man dem Fahrzeug eine noch sportlichere Optik verleihen. Es heißt, dass das Auto zunächst rot war, dann aber in Metallic Grey umlackiert wurde. Der neue Besitzer war der Ansicht, dass die Farbe Rot einem Ferrari vorbehalten sein sollte. Kurioserweise wurde es zu einem späteren Zeitpunkt doch wieder rot lackiert. Auch der Motor des MINI Cooper war modifiziert und bot so eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 150 km/h (95 mph).

Der MINI ging später in das Eigentum von Giuseppe Navone über, Sieger des Autorennens Mille Miglia 1948 – in einem Ferrari 166 S – und damaliger Leiter des Ferrari-Testteams für die Serienproduktion. Das Fahrzeug ist Gerüchten zufolge auch heute noch in Gebrauch. Dies spricht für die hohe Qualität des vor mehreren Jahrzehnten gebauten MINI.

„Oh das war nur Enzo Ferrari in einem MINI“

 

Oh, das war nur Enzo Ferrari in seinem MINI“, bekommen Sie als Antwort zu hören.

Überrascht schauen Sie der Staubwolke nach, die unaufhaltsam in Richtung Horizont verschwindet.

Sie glauben, das hätten wir uns ausgedacht! Nun, damit haben Sie teilweise recht. Jedoch steckt auch ein Fünkchen Wahrheit darin: Enzo Ferrari besaß wirklich einen MINI. Genauer gesagt, sogar zwei und vielleicht sogar drei. Aber lassen Sie uns doch von vorne anfangen.

Vom Gründer einer der legendärsten Automarken in der Geschichte würde man erwarten, dass er ausschließlich Autos fährt, die genauso schnell und luxuriös sind wie die, die er von seiner eigenen Firma bauen lässt. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Natürlich ist es kein Geheimnis, dass Enzo Ferrari, der in seiner Jugend selbst Autorennen gefahren ist, für seinen eigenen Rennstall auf schnelle Autos setzte. Bei seinen privaten Fahrzeugen war Geschwindigkeit allein aber nicht ausschlaggebend. So besaß er beispielsweise mehrere Peugeots und fuhr zeitweise einen Fiat 128.

Dem Anschein nach hatte er jedoch ein besonderes Faible für den MINI, dessen Innovationen ihn begeisterten. Als genialer Tüftler wusste er wohl die Kreativität zu schätzen, die hinter dem klassischen MINI steckte. Vielleicht hat ihn auch der platzsparende Quermotor begeistert oder die Einzelradaufhängung. Es ist ebenso möglich, dass er sich darüber freute, auch als recht großgewachsener Mann (1,87 m) bequem hinter das Steuer zu passen. Es ist auch überliefert, dass er ein Anhänger des Frontantriebs war, insbesondere bei rauen Bedingungen im Winter.